SCHNELLE
HILFE

SCHNELLE HILFE

Zuerst wird alles abgelehnt: 93 Prozent der Querschnittgelähmten stranden im Bürokratiedschungel

In der Sommerausgabe 2024 des PARAplegiker stellte die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten e.V. (FGQ) und der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) Fragen zur Hilfsmittelversorgung. Die Ergebnisse alarmieren:  97,7 Prozent vertrauen zwar ihren Versorgern, sind insgesamt aber unzufrieden mit ihrer Hilfsmittelversorgung, 93 Prozent von ihnen haben schon eine Ablehnung ihrer Krankenkasse erhalten.

Wer Querschnittgelähmt ist, ist auf seine Hilfsmittel existentiell angewiesen. Wenn die Mehrheit der Befragten mit ihrer Versorgung unzufrieden ist, sollten die Alarmglocken bei allen Verantwortlichen läuten. Es ist ein aufrüttelndes Urteil und umso dramatischer, wenn 43 Prozent der Befragten ebenso aussagen, dass ihre Hilfsmittelversorgung sie nicht in Alltag, Beruf und Sport mobil sein lässt. Da verfehlt die Versorgung ihre wichtigste Aufgabe: den Versicherten Teilhabe und Lebensqualität zu sichern. Doch woran liegt es, dass die Aussagen so ausfallen? Dazu ein Beispiel:

Ein Antwortgeber gibt an, nicht mit seiner Hilfsmittelversorgung zufrieden zu sein, die sich in den letzten zehn Jahren verschlechtert hat. Seine Krankenkasse hat seine verordnete Versorgung in der Vergangenheit bereits abgelehnt und auch vom Sanitätshaus wurde er bereits mindestens einmal abgewiesen. Mit seiner Hilfsmittelversorgung kann er im Alltag nicht mobil sein und trotz all dem gibt er an, ihm sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem Sanitätshaus wichtig. Auf die Frage „Erleben Sie weitere Defizite in Ihrer Hilfsmittelversorgung?“ antwortet er: „Zuerst wird alles abgelehnt.“

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Hilfsmittelversorgung bei Querschnittgelähmten oft scheitert. 98 Prozent der Befragten ist ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Sanitätshaus wichtig. Die Krankenkassen lehnen jedoch die Versorgungsanträge ab und Versicherte fühlen sich im Bürokratiedschungel alleingelassen. Mit einer Vielzahl an Einzelverträgen tragen sie dazu bei, dass gut jedem Dritten der Befragten nicht klar ist, welche Hilfsmittel ihm von seiner Krankenkasse zustünden, oder Sanitätshäuser den Versicherten gar nicht versorgen können, weil sie keinen Vertrag mit seiner Krankenkasse vorweisen können – 35 Prozent der Antwortenden wurde schon vom Sanitätshaus abgewiesen. Diese Situation gefährdet Mobilität, Teilhabe und Lebensqualität der Betroffenen – ein alarmierendes Zeichen und immer noch viel zu tun, für die neue Regierung.