SCHNELLE
HILFE

SCHNELLE HILFE

Hilfe in der Handsprechstunde

Während in manchen europäischen Ländern die operative Wiederherstellung ausgefallener Handfunktionen bei Tetraplegikern schon seit vielen Jahren üblich ist, hat sich diese Behandlungsmethode in Deutschland noch nicht auf breiter Front durchgesetzt. Das beginnt sich langsam zu ändern. Seit einigen Jahren kommt es in deutschen Querschnittzentren vermehrt zu interdisziplinärer Zusammenarbeit von Querschnittspezialisten und Handchirurgen. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

Handfunktion = Selbständigkeit = Lebensqualität
Für hoch Querschnittgelähmte ist von entscheidender Bedeutung, in welchem Ausmaß die Lähmung ihre Handfunktion beeinträchtigt. Das hängt nicht allein von der Lähmungshöhe ab. Die Materie ist sehr komplex, kaum ein Fall gleicht dem anderen. Selbst vergleichbare Rückenmarksschädigungen können von Fall zu Fall unterschiedliche Auswirkungen haben. Sicher ist indes: Je besser die Handfunktion ist, desto mehr Unabhängigkeit von Assistenz ist im Alltag möglich. Durch operative Verbesserung der Handfunktion kann die Lebensqualität der Betroffenen also erheblich gesteigert werden.

Unterstützung durch Ergotherapie
Viele Querschnittgelähmte mit Verletzung des Rückenmarks im Halswirbelbereich können ihre Hände nur noch sehr eingeschränkt nutzen. Die Feinmotorik ist massiv beeinträchtigt, für vordem vertraute Griffe fehlt die Kraft. Die Muskulatur ist zwar zunächst noch vorhanden, aber die Steuerungsimpulse des Gehirns kommen wegen der Nervenschädigung nicht mehr an. Mittels Ergotherapie können die Betroffenen – je nach Ausmaß der Schädigung – Techniken erlernen, mit denen sich die Funktionsausfälle teilweise kompensieren lassen. So lässt sich in bestimmten Fällen „passives“ Greifen wieder erlernen. Über eine aktive Handgelenksstreckung schließen sich die Finger zur Faust, der Daumen berührt den Zeigefinger. In die so geschlossene Faust lassen sich Gegenstände einklemmen. Eine wirkliche Kraftausübung findet bei dieser sogenannten „Funktionshand“ allerdings nicht statt. Erschwerend kann sich unkontrollierbare Spastik auswirken, die zu viel Spannung in der Muskulatur erzeugt.

Gründliche Voruntersuchung erforderlich
In vielen Fällen lässt sich eine Funktionsverbesserung durch operative Korrektur erreichen. Weil ein und dieselbe Lähmungshöhe bei zwei verschiedenen Menschen aber völlig unterschiedliche Auswirkungen auf die Handfunktion haben kann, bedarf es hierzu gründlicher Voruntersuchungen. Diese werden idealerweise interdisziplinär von Handchirurgen, Ergotherapeuten und Querschnittspezialisten gemeinsam durchgeführt. Bei diesen Voruntersuchungen müssen nicht nur die körperlichen und neurologischen Gegebenheiten abgeklärt werden, auch die Motivation des Patienten zur aktiven Mitarbeit spielt eine wesentliche Rolle, denn in aller Regel braucht es intensives Training, damit die operativ herbeigeführte Funktionsverbesserung im Alltag ihren Nutzen entfalten kann.

Langer Weg – lohnendes Ziel
Das Spektrum der Möglichkeiten, durch chirurgische Eingriffe Handfunktionen wiederherzustellen, ist breit gefächert: Operative Umlagerung von funktionierenden Nerven, Sehnen und Muskeln, die Rekonstruktion der Ellbogenstreckung oder des aktiven Faust- und Daumenschlusses, die Umsetzung funktionierender Nerven auf andere Muskeln und die Verlängerung von Sehnen zur Kompensation von spastisch verkürzter Muskulatur sind nur einige Beispiele. Wichtig ist in diesem Zusammenhang stets die umfassende Aufklärung des Patienten. Er muss sich darüber im Klaren sein, dass er zunächst einmal wieder auf Hilfe angewiesen sein wird, bis die operierte Extremität wieder voll belastbar ist und dass es dazu intensiver therapeutischer Anstrengungen bedarf. Ermutigend sind indes Erfahrungsberichte wie der eines Patienten, der sich nach mehreren Jahrzehnten zu einer OP entschied und anschließend meinte: „Hätte es das schon vor dreißig Jahren gegeben, ich hätte es viel früher gemacht – ich würde es immer wieder machen und jedem Tetraplegiker empfehlen.“
Unterdessen wir professionelle, interdisziplinäre Beratung in Sachen Handchirurgie für Tetraplegiker an etlichen Fachkliniken in Deutschland angeboten. Interessierte können sich an die folgenden Adressen wenden:

Handsprechstunden an deutschsprachigen Querschnittzentren

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
Zentrum für Rückenmarkverletzte
Prof.-Küntscher-Str. 8
82418 Murnau a. Staffelsee
Sprechstundentermine nach Anfrage über das Sekretariat der Handchirurgie Frau Carina Römer
Tel.: +49 8841-48 4676
Mail: handchirurgie@bgu-murnau.de

BG-Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin
Schwerpunkt für rekonstruktive Chirurgie bei Plexurparese, Tetraplegie und Cerebralarese,
Dr. Richarda Böttcher
Warener Str. 7
12683 Berlin
Terminvereinbarung im handchirurgischen Sekretariat
Tel.: +49 30 5681 4101
Mail: richarda.boettcher@ukb.de

BDH- Klinik Greifswald
Neurologisches Rehabilitationszentrum und Querschnittzentrum Leitender Oberarzt Herr Dr. Bremer
Karl- Liebnecht -Ring 26 a
17491 Greifswald
In Zusammenarbeit mit der Universität Greifswald und dem BG-Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin
Termine nach Absprache
Tel.: +49 3834/871301
Mail: sekretariataed@bdh-klinik-greifswald.de

BG Klinikum Bergmannstrost Halle:
Zentrum für Rückenmarkverletzte und Klinik für Orthopädie
Merseburger Straße 165
0
6112 Halle
Termine nach Absprache im Sekretariat des Direktors: Viola Kalbitz
Tel. +49 345132-6311
Mail: viola.kalbitz@bergmannstrost.de

Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum:
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
4
4789 Bochum
Terminvereinbarung auf Nachfrage über das Sekretariat (Frau Häseler)
Tel.: +49 234-302-6701
Mail: Simone.haeseler@bergmannsheil.de

Universitätsklinikum Heidelberg
Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie
Schlierbacher Landstraße 200a
69118 Heidelberg
Sprechstunde alle 2 Wochen Dienstag von 8-12h
Sekretariat Frau Sager
Tel.: +49 6221-5626320

RKU – Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm gGmbH
Querschnittgelähmtenzentrum
Oberer Eselsberg 45
89081 Ulm
Konsiliarische Sprechstunde durch das Schweizer Paraplegikerzentrum Nottwil

© Stand nach einer E-Mail-Befragung über den Mailverteiler des Arbeitskreises Ergotherapie der DMGP im September 2020